Nationalpark Hainich unterstützt umliegende Landwirte nach Kräften 

Wildschäden auf Äckern und Wiesen nahmen in den vergangenen Jahren deutschlandweit stetig zu. Dabei spielen insbesondere Wildschweine eine große Rolle. Diese Situation findet sich auch im Umfeld des Nationalparks Hainich, grenzen doch vielfach direkt landwirtschaftliche Flächen an. Landwirte tragen somit wirtschaftliche Schäden; der Ruf nach Hilfe wird lauter. Auch die Nationalparkverwaltung nimmt die Sorge der Landwirte ernst. Zwar sind Wildschweine für den Nationalpark selbst – auch in großer Anzahl – kein Problem, denn hier darf und soll „Natur Natur sein lassen“ gelten. Doch stehen der Nationalpark und sein Umfeld im engen Wechselspiel und so kann die Arbeit für den Nationalpark auch nur in einer guten Zusammenarbeit und im Miteinander gelingen. 

Der starke Anstieg des Wildschwein-Bestandes ist in nahezu ganz Deutschland bzw. sogar Europa festzustellen und führt entsprechend zu Schäden und Problemen. Wurden 1980 rund 100.000 Wildschweine in Deutschland geschossen, waren es 40 Jahre später schon knapp 900.000, also das 9-fache. Wesentliche Gründe dürften der Klimawandel und die besseren Nahrungsbedingungen für Wildschweine sein. Noch vor wenigen Jahrzehnten führten strenge Winter zu einer natürlichen Regulierung der Bestände. Verbunden mit dem Klimawandel ist auch eine deutliche Zunahme sogenannter Mastjahre, in denen unsere Haupt-Laubbaumarten Buche und Eiche verstärkt Früchte tragen, wahre Leckerbissen für Wildschweine. Außerdem sorgt der stark zugenommene Anbau von Mais für eine sehr gute Nahrungsversorgung. Das sind beste Voraussetzungen, die von den Wildschweinen mit ihrem enormen Fortpflanzungspotential auch genutzt werden. Ergebnis sind die nun sehr großen Bestände. 

Wie können die Schäden einer hohen Anzahl von Wildschweinen, die rund um den Nationalpark auf landwirtschaftlichen Flächen fressen und wühlen, begrenzt werden? 

„Hier gibt es keine schnelle und einfache Lösung. Nur im engen Zusammenspiel von Landwirten, Jägern und der Nationalparkverwaltung kann eine Reduzierung der Schäden gelingen. Dabei spielen die Intensität der Jagd ebenso eine Rolle wie die Attraktivität der Feldfrüchte oder aber die Schaffung von Feldrandstreifen als Bejagungsschneisen, wodurch Jägerinnen und Jäger wesentlich effektiver arbeiten können“, sagt Nationalparkleiter Manfred Großmann. 

Die Wildschwein-Bejagung im Nationalpark selbst wurde im letzten Jahr deutlich intensiviert. Die Bejagung von Wildschweinen ist nun das gesamte Jahr möglich; ursprünglich war die Jagdzeit per Verordnung auf rund viereinhalb Monate beschränkt. Durch den Einsatz von Nachtzieltechnik ist es viel einfacher, auch bei schlechten Sichtverhältnissen Wildschweine sicher zu erkennen und zielgenau zu schießen. Des Weiteren wurden sogenannte Saufänge errichtet. Das sind Fangeinrichtungen, in die ganze Familienverbände von Wildschweinen gelockt werden, um sie zu erlegen. Ebenso fanden auf der Fläche des Nationalparks mehr Drückjagden mit verstärktem Einsatz von Hunden statt. Bei diesen Jagden wird das Wild bewusst langsam mit Treibern und Jagdhunden aus seinen Verstecken heraus und in Richtung von Jägern in Bewegung gebracht, um einen sicheren Schuss zu ermöglichen. Im Ergebnis konnte im Nationalpark die Zahl der erlegten Wildschweine gegenüber dem Vorjahr mehr als verdoppelt werden. Ab Frühjahr 2022 wird zudem ein festangestellter Berufsjäger im Nationalpark als Unterstützung der Ranger und Revierleiter im Einsatz sein. Er soll Landwirten und Jägern beratend zur Seite stehen, gemeinsame Jagden mit umliegenden Jagdgenossenschaften organisieren und aktiv den Austausch der beteiligten Parteien fördern. 

„Wir hoffen, so im Austausch mit Landwirten, Jägerschaft und Vertretern der umliegenden Ortschaften gemeinsam nachhaltige Lösungen zu finden, um sowohl dem Anliegen des Nationalparks, einer weitgehend ungestörten Entfaltung seiner Natur und den hier vorkommenden geschützten und bedrohten Arten als auch dem der Landwirte nach einer Reduzierung der Wildschäden auf ihren Feldern gerecht zu werden“, sagt abschließend Manfred Großmann. 

Cornelia Otto-Albers
Pressesprecherin